Barrierefreie Mobilität

Im öffentlich Verkehrsmitteln sollten eigentlich alle mitfahren können. Die Realität sieht allerdings anders aus: Obwohl sogar das Gesetz sagt, dass Bahn, Bus & Co. barrierefrei gebaut werden müssen, ist das Reisen mit Rollstuhl oder Kinderwagen oft gar nicht ohne Weiteres möglich. Und nicht nur das Ein- und Aussteigen in Bus und Bahn kann ein Hindernis sein, sondern auch Fahrplaninformationen, Beschilderung oder Bezahlmöglichkeiten mangelt es oft an Barrierefreiheit. Im Zuge unserer Bedarfsermittlung haben wir uns mit den Bildungsfachkräften vom Institut für Inklusive Bildung zusammengesetzt und nachgefragt, welche Herausforderungen sie im Bereich Mobilität sehen.

Barrierefreies Busfahren?

In Kiel und Umgebung haben wir es zum Teil mit sehr unterschiedlichen Bussen zu tun, die unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringen. In den alten Bussen im Kieler Stadtgebiet sind nicht nur die Rampen zu schwer, um sie unkompliziert zu bedienen, sondern es fehlen an den Einstiegen auch Griffe, mit denen sich Rollstuhlfahrer:innen eigenständig mit den Armen die Rampe hochziehen können. Die Elektrobusse werden im Hinblick auf Barrierefreiheit positiv bewertet, aber in den Hybridbussen sind die Griffe in zum eigenständigen Hochrollen zu weit auseinander.

Allgemein gab es folgende Kritikpunkte an den Bussen in Kiel und Umgebung:

  • Die Klappe/Rampe lässt sich alleine nicht bedienen
  • In der Mulde mit dem Hebel zum Anheben der Rampe sammelt sich Schmutz
  • Mangelnde Bereitschaft der Busfahrer, beim Einstieg zu helfen; außerdem gefährlicher Fahrstil
  • Busse sind zu voll → Auslastungsanzeigen in Bussen wären hilfreich
  • Gewünscht: Ticketkaufoptionen vor Fahrtantritt

Das sind die Barrieren, die unsere Gesprächspartner:innen bei weiteren Verkehrsmitteln sehen:

Zug:

  • Wege an Bahnhöfen zum Umsteigen mit Rollstuhl dauern zu lange für gängige Umsteigezeiten
  • Umstiege oft nicht barrierefrei
  • Neue ICEs sind trotz Gesetzeslage nicht ausreichend barrierefrei gebaut

Unterwegs auf dem Gehweg:

Eigentlich ein unkomplizierter Raum für die Fortbewegung, könnte man meinen. Doch diese Herausforderungen gibt es z.B. für Rollstuhlfahrer:innen oder Menschen mit Orientierungsproblemen:

  • ungeplant auftauchende Hindernisse wie z.B. herumliegende E-Scooter erzeugen Orientierungsprobleme
  • E-Scooter werden teilweise auf der erhöhten Einstiegsstelle für Rollstühle an Bushaltestellen abgestellt

Fahrradverkehr:

  • Strecken sind teilweise wegen fehlender Radwege sehr gefährlich
  • Radfahrer:innen, die keinen Führerschein haben, fehlt der Zugang zu Verkehrsregeln
  • Veloroute ist super / macht Spaß!
  • durch Poller abgetrennte Radwege sind super! (wie in Kopenhagen)

Fähre:

  • spontan Fähre fahren funktioniert nicht gut wegen Barriere beim Einstieg und schwieriger Informationslage
  • Die einzige Infotafel in der Fähre ist am nicht barrierefreien Deck

Taxi:

  • Rollstuhltaxen fahren wenig bis gar nicht am Wochenende
  • Taxiunternehmen haben oft wenige bis gar keine Rollstuhltaxis

Verkehrsinformationen:

Ohne Info keine Reise - das haben wir auch schon in dem Workshop zum Thema Nutzungsfreundlichkeit gelernt. In Hinblick auf Barrierefreiheit gab es folgende Herausforderungen, Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge:

  • Fahrplan Infos elektronische Anzeige / fester Fahrplan gehen auseinander - Verwirrend!
  • Digitale Anzeigetafeln hängen oft zu hoch
  • Wegweiser zur nächsten abgesenkten Bordsteinkante wären hilfreich
  • Infos im Zug sind für Menschen mit kognitiven Einschränkungen nicht geeignet
  • Infos über Busverbindungen und Preise einfach generell in leichter Sprache und mit Bildern - davon profitieren am Ende alle

Online-Bezahlmöglichkeiten:

  • Barriere, weil: Menschen ohne Smartphone oder mit Orientierungsproblemen können das nicht benutzen
  • Informationen nicht verfügbar?!
  • Möglichkeiten zur Barzahlung sollten erhalten bleiben, damit Personen, die nicht online zahlen können, nicht ausgeschlossen werden

Diese Herausforderungen gibt es beim barrierefreien Reisen/Tourismus:

  • Ferienregionen im Nachbarland Dänemark sind ohne PKW kaum zu erreichen
  • Sprachbarrieren - ins Ausland ohne Englischkenntnisse
  • Was fehlt: Infos oder eine Beratungsstelle für inklusiven Individualtourismus
  • Hilfreich: Ausführliche Beschreibung von Maßnahmen für Barrierefreiheit in Hotels

Allgemein wünschen sich die Bildungsfachkräfte vom Institut für Inklusive Bildung, dass Menschen mit Behinderung in die inklusive, barrierefreie Mobilitätsplanung einbezogen werden. Schließlich wissen Betroffene selbst am besten, was sie brauchen und mit welchen Maßnahmen ihnen selbstbestimmte Mobilität erleichtert werden kann. Von den Mitmenschen wünschen sie sich mehr Um- und Rücksicht - das ist vor allem eine mentale Hilfe.

Hast du auch eine Herausforderung im Kopf oder eine Idee für ein Konzept, das die Barrierefreiheit in der Mobilität nach vorne bringen könnte? Hier kannst du dich mit uns in Verbindung setzen.